Hammelburger Weinlexikon

Der blumig-fruchtige Müller-Thurgau führt in Franken die Anbaupalette an. Vom einst bekämpften Außenseiter wurde diese Rebsorte zum Spitzenreiter der Anbaufläche mit über 1500 ha! 1882 wurde diese Rebsorte von Herrn Dr. Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau aus der Kreuzung Riesling und Madeleine Royale gezüchtet. Die Rebe wird früh reif und bringt meist auch in schlechten Weinjahren noch annehmbare Erträge. 

Der Geschmack: Der Weingenießer schätzt an Müller-Thurgau das blumige Bukett, den angenehmen Muskatton, die Leichtigkeit und Frische sowie die zurückhaltende Säure und die Bekömmlichkeit. Er ist der ideale Schoppenwein!

Die Herkunft der Weinsorte Silvaner ist unbekannt. Es wird jedoch vermutet, dass der Silvaner von Rumänien (Transsylvanien) über Österreich (im Volksmund trägt er deshalb auch den Namen „Österreicher") nach Deutschland kam. 1665 wurde die erste Silvaner Rebe in Franken gepflanzt. Der Silvaner ist eine spätreife Sorte und muss in klimatisch geschützten Lagen angepflanzt werden, damit er voll ausreifen kann.

Der Geschmack: Die Weine des Silvaners probieren sich geschmacksneutral, kräftig, vollmundig, oft säurebetont und sind meist ideale Essensbegleiter. Sie eignen sich auch gut für eine Lagerung über mehrere Jahre.

Eine erstaunlich rasche Verbreitung wegen seiner beim Konsumenten geschätzten duftigen, fruchtigen Art hat der Bacchus (bei der Namensgebung stand Weingott Bacchus Pate) gefunden. Die Rebe wird mittelfrüh reif, ist reichtragend und bringt in der Regel meist höhere Mostgewichte als der Müller-Thurgau. 

Der Geschmack: Normalerweise bringen die Weine ein angenehm blumiges Bukett und einen fruchtigen Geschmack, der bisweilen einen leichten Muskatton annimmt.

Zu den Neuzüchtungen, die in den letzten Jahren mit der größte Verbreitung gefunden haben, gehört die Sorte Kerner (nach dem schwäbischen Dichter Justinus Kerner benannt; Kreuzung Trollinger und Riesling). Ihre Standorte sind die traditionellen Silvanerlagen, in ihrem Wein ähnelt diese Sorte dem Riesling. 

Der Geschmack: Man erhält frische, rassige, mit einer pikanten Säure ausgestattete, lagerfähige Weine. Mit einem ausgeglichen, in sich abgerundetem Bukett, das aber nie übertrieben wirkt. Durch seine geschmackliche Verwandtschaft mit dem Riesling eignet sich der Kerner besonders auch als Grundwein für die Sektzubereitung.

Außergewöhnlich hohe Öchslegrade sind Jahr für Jahr von der Ortega (der Züchter Prof. Dr. Breider hat den Namen nach dem Philosophen Ortega y Gasset gewählt) zu erwarten. Sie ist ein relativ sicherer Garant für Qualitätsweine mit Prädikat. Die Kreuzung aus Müller-Thurgau und der Siegerrebe hat sich hier in Franken gerade in geringen, aber windgeschützten Lagen bewährt.

Der Geschmack: Die Weine sind etwas eigenwillig aber auch feinfruchtig im Bukett, füllig, oft alkoholisch mit einem leicht südländischen Einschlag.

Als König der Weißweine gilt der Riesling. Deutschlands meistangebaute Rebsorte ist sehr anspruchsvoll, was die Lage und die Temperaturen des Bodens betrifft. „Kalte Füße" mag der spätreifende Riesling nicht. Dafür ist er während der Vegetation ziemlich pflegeleicht und wenig anfällig für Pilzkrankheiten. Die genaue Herkunft des Rieslings lässt sich nicht nachweisen. Man nimmt aber an, dass er von einer heimischen Wildrebe abstammt.

Der Geschmack: Rieslingweine sind gekennzeichnet durch ihre Eleganz, Rasse und durch ihr dezentes nuancenreiches Budget. Sie bestechen durch ihre fruchtige Blume und prägnante Säure.

Der Merzling ist eine pilzresistente Rebenneuzüchtung des Staatlichen Weinbauinstitutes Freiburg. Die Kreuzung zwischen amerikanischen Wildreben und europäischen Kulturreben führte zu einer hohen Widerstandsfähigkeit der Rebe. Der Merzling hat einen kräftigen Wuchs, gute Winterfrostfestigkeit und wiedersteht auch leichte Frühjahrsfröste. Die Reifezeit ist früh, etwa wie beim Müller-Thurgau. 

Der Geschmack: Der grünlich-gelbe Wein hat ein fruchtiges dezentes Bouquet und einen eher neutralen Geschmack. Er sollte jung getrunken werden.

Der Weißburgunder bevorzugt Gute, warme Weinlagen mit tiefgründigen Böden. Die in Frankreich sehr beliebte Rebsorte (Pinot blanc) erfreut sich mittlerweile auch in Deutschland zunehmender Resonanz. Der mittelspät reifende Weißburgunder ist bereits seit dem 14. Jahrhundert bekannt.

Der Geschmack: Die Weine sind relativ neutral, aber sehr gehaltvoll und eignen sich besonders als ein idealer Speisebegleiter insbesondere zu Fisch und weißem Fleisch.

Wollt ihr einen wirklich geschichtsträchtigen Schluck nehmen? Die Herkunft des Traminers lässt sich über 100 Jahre zurückverfolgen und so vermutet man sogar, dass die Römer schon die edle Rebsorte zu schätzen wussten. Gewürztraminer hat eine sehr dicke, leicht rötlich eingefärbte Schale und kann eine hohe Reife bis in höchste Auslesegradationen erreichen. Wegen der Verrieselungsneigung fallen die Erträge oft niedrig aus, die Traubenmenge schwankt von Jahrgang zu Jahrgang.

Der Geschmack: Typische Gewürztraminer haben je nach Qualitätsstufe eine strohgelbe bis goldgelbe Farbe und verströmen, mal dezent, mal üppig, einen Duft, der an Wildrosen erinnert. Unter anderem findet man übrigens auch den Duft von Akazienblüten, Veilchen, Honig, Marzipan, Quittengelee, Bitterorangen oder sogar Maracuja. Edelsüße Auslesen eignen sich zu langjähriger Lagerung.

Bei der weißen Rebsorte Optima handelt es sich um eine Neuzüchtung der Sorten (Silvaner x Riesling) und Rivaner (Müller-Thurgau). Optima kommt aus dem Lateinischen und heißt „die Beste”. Der Name verweist auf die hohe Qualität der Weine.

Der Geschmack: Optima-Weißwein hat ein duftiges Bouquet, das an den Riesling erinnert. Er wird vor allem als Aperitif zum Nachtisch getrunken, trocken passt er gut zu gegrilltem Geflügel und kräftigen Gerichten.

Der Grauburgunder ist ein Abkömmling des Blauen Spätburgunders und ist wahrscheinlich aus Burgund über die Schweiz nach Deutschland gelangt. Hier wurde er Anfang des 18. Jahrhunderts durch einen Kaufmann aus Speyer namens Johann Seeger Ruland (deswegen wird die Sorte auch Ruländer genannt) verbreitet. Der Grauburgunder (auf italienisch Pinot Grigio oder französisch Pino gris) liebt tiefgründige Böden und reift lange. 

Der Geschmack: Die Weine sind körperreich, voll und fruchtig mit einem delikaten Sortenbukett.

So wie der Riesling unter den Weißweinsorten, so nimmt der Blaue Spätburgunder unter den Rotweinsorten die oberste Qualitätsstufe ein. Der Spätburgunder stellt sehr hohe Ansprüche an die Lage. Werden diese erfüllt, dann gewinnt man die edelsten Rotweine. Als Urheimat dieser Rebe gilt Burgund, denn dort ist der Anbau bereits seit dem 4. Jahrhundert nachweisbar. Die edle und sehr alte Sorte verlangt viel Sorgfalt und stellt hohe Ansprüche an Klima und Boden. 

Der Geschmack: Die mittelfrüh bis spätreifende Sorte ergibt bei entsprechender Geduld vollmundige, samtige, körperreiche Weine. Spätburgunderweine schmecken vollmundig und samtig, haben ein fruchtiges Aroma und Nuancen von Mandel. Der typische Spätburgunder hat einen leicht süßlichen Duft nach roten Früchten, von Erdbeere über Kirsche und Brombeere bis hin zur schwarzen Johannisbeere. Spätburgunder Rotweine sind ideal für die kühlere Jahreszeit. Kräftige Varianten begleiten am besten Braten, Wild oder auch eine Käseplatte.

Der Schwarzriesling, auch Müller-Rebe genannt, ist vermutlich eine Mutation des Blauen Spätburgunders. Die Heimat dieser über 400 Jahre nachweisbaren Sorte ist in Burgund zu suchen. Nicht ganz so hoch wie beim Spätburgunder sind die Standortansprüche des mittelspäten Schwarzrieslings. 

Der Geschmack: Die Weine besitzen eine gute Farbintensität und kann man die Aromen Brombeere, Waldbeere, Himbeere erschmecken. Der Geschmack ist samtig, mit feiner Säure und leichtem bis mittlerem Köper. Er eignet sich sehr gut zu Braten von Lamm und Rind, Kurzgebratenem oder fettarmen Käse.

Eine Kreuzung aus dem Portugieser und dem Spätburgunder ist die mittelspäte Neuzucht Domina von der Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung Geilweilerhof, Siebeldingen/Pfalz. Insgesamt ist die Rebsorte eher unkompliziert in ihren Ansprüchen, da ihr extreme Witterungen wie Frost nur wenig anhaben können und sie auch auf weniger nährstoffreichen Böden noch eine gute Weinqualität erzielt.

Der Geschmack: Die im Anbau ziemlich problemlose Sorte führt bei längerer Flaschenreife zu runden, vollmundigen Rotweinen, welche gute Essensbegleiter zu vielen Wildgerichten, kräftigem Braten oder Käse sind.

Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Weinbau und Obstbau in Weinsberg/ Württemberg (einer der Gründer dieser Weinbauschule war der Weinbaufachmann Imanuel Dornfeld) ist Geburtsort des Dornfelders, Rat Herold kreuzte Helfensteiner und Heroldrebe zu einer der aussichtsreichsten Neuzüchtungen.

Der Geschmack: Diese mittelfrüh reifende Sorte bringt selbst bei niedrigen Mostgewichten harmonische Weine, die durch eine dunkelrote Farbe, viel Duft und mitunter rassige Säure bestechen. Der Geschmack ist ausnehmend fruchtig mit Noten von Sauerkirsche, Brombeere und Holunder.

Der Regent gehört zu den pilzwiederstandsfähigen Rebsorten, was einen reduzierten Pflanzenschutz erlaubt. Die Neuzüchtung entstand 1967 am Institut für Rebenzüchtung in Siebeldingen/ Pfalz aus der weißen Sorte Diana und der roten Sorte Chambourcin. Der Name stammt ab von einem indischen Diamanten, den Napoleon am Degenknopf trug.

Der Geschmack: Die gehaltvollen, kräftigen Weine sind ideale Begleiter zu dunklen Fleisch, insbesondere zum Lamm.